In Tears and Drops eröffnet Sophie Utikal einen Raum, in dem Verletzlichkeit, kollektive Erinnerung und Selbstermächtigung in textiler Sprache zueinanderfinden. Ihre Werke sprechen von Körpern in Transformation, von Fürsorge als Praxis, von Momenten des Zerbrechens und der Möglichkeit, aus diesen neue Verbindungen zu weben.
Die Künstlerin arbeitet mit Stoffen, Nähten und Farben, die im westlich geprägten Kunstkontext lange als dekorativ oder weiblich markiert und marginalisiert wurden. In Utikals Händen werden sie zu Trägerinnen von Erinnerung, Schmerz und Solidarität. Ihre großformatigen, handgenähten Textilarbeiten machen den Ausstellungsraum nicht nur zu einem Ort der Betrachtung, sondern zu einem Raum der Empfindung. Die pastellfarbenen Stoffe und sichtbaren Nähte verleihen den Werken eine große Intimität, ohne ihre Entschlossenheit zu mindern. Utikal nutzt das Textile nicht nur als Material, sondern als kulturelle Praxis, als Archiv und Widerstandsgeste.
Ihre Arbeiten verhandeln Erfahrungen von Migration, Mutterschaft, Entfremdung und Zugehörigkeit. Sie entstehen aus der eigenen Biografie und öffnen sich zugleich einem kollektiven Erfahrungsraum. In ihnen wird sichtbar, dass sich individuelles und kollektives Gedächtnis nicht trennen lassen.
Die Träne als Motiv steht nicht allein für Schmerz, sondern auch für das Zulassen von Gefühl, für Reinigung und Transformation.
Utikals textile Arbeiten knüpfen an matriarchale Traditionen an, in denen Nähen, Färben und Erzählen als Formen des Wissens und der Weitergabe verstanden werden. Sie schafft Räume, in denen Heilung und Widerstand nebeneinander bestehen können, ohne sich auszuschließen.